Voigtländer 21 mm f/1.4 Nokton
Nach dem Launch des Voigtländer 21 mm f/1.4 Nokton war ich froh, nach einigen Monaten ein Testexemplar zugeschickt zu bekommen. Der Testzeitraum war dabei so abgestimmt, dass ich es mit in den Urlaub nach Oberbayern nehmen konnte. An dieser Stelle besten Dank an die United Imaging Group (UIG) für die Leihgabe. Die UIG aus Fürth übernimmt den Vertrieb für Voigtländer Deutschland. Wie immer: Der Test spiegelt ausschließlich meine Meinung wieder und die UIG hat keinen Einfluss auf meinen Erfahrungsbericht genommen.
Von außen
Wie bei allen Voigtländer-Objektiven der neusten Generation sind Materialwahl und Verarbeitung hervorragend. Voigtländer baut aus haptischer Sicht m. E. die derzeit besten Objektive für Sony E-Mount. Das zeigt sich auch beim neuen 21 mm f/1.4. Der Fokusring lässt sich butterweich bewegen, der Blendenring rastet satt ein und das Oberflächenmaterial aus matt-schwarz lackiertem Metall wirkt robust und ist dabei in der Handhabung schön griffig. Gerade der Voigtländer Fokusring ist im Vergleich zu Pendants aus der Zeiss Loxia-Reihe besser gelöst, er ist viel größer und geriffelt. Die farbige Fokus-Skala ist eingraviert, was den positiven äußeren Eindruck abrundet.
Durch die Kontakte am Bajonettverschluss ist auch das Voigtländer 21 mm f/1.4 zu 100% kompatibel mit Sonys Fokus-Peaking. Man dreht nur kurz am Fokusring und schon öffnet sich im optischen Sucher die Fokuslupe, sprich eine vergrößerte Ansicht des anvisierten Fokuspunktes inkl. Fokus-Peaking. Das klappt ohne jegliche Zeitverzögerung oder irgendwelche anderen Probleme. Die Bildkomposition und Aufnahme macht mir hier mehr Spaß, als bei Autofokus-Objektiven, da man sich aktiv mehr Zeit nehmen muss, um ein Foto zu gestalten. Gerade bei Landschaftsaufnahmen, wofür das 21 mm prädestiniert ist, klappt das recht zügig, da das Motiv meistens sehr träge ist…
Die Bildqualität
Bei der Bildqualität macht Voigtländer bei dem 21 mm wieder mal vieles richtig. Das Bokeh ist dank der 12 Blendenlamellen schön definiert und rund. Auch der Übergang des Schärfebereiches ins Bokeh-Terrain ist sehr graduell und wenig aufdringlich. Das liegt aber wahrscheinlich auch an der weiten Brennweite. Wer mag, kann mit dem Voigtländer 21 mm f/1.4 deutlich ausgeprägte Sonnensterne hinbekommen. Flairs und lila Bildflecken können aber je nach Komposition und Gegenlichtsituation vereinzelt auftreten. Mit chromatischen Aberrationen hatte ich soweit keine Probleme.
Die Fokus-Naheinstellgrenze liegt übrigens bei 25 cm, was in Verbindung mit der lichtstarken Offenblende von f/1.4 zu sehr ansprechenden Bildresultaten führen kann. Richtig überraschend ist dabei die Schärfe der Bildmitte. Hier gibt es nach meinen Erfahrungen über den ganzen Fokusbereich überragende Schärfeergebnisse. In den Ecken nimmt die Schärfe bei f/1.4 ab. Ab Blende f/4 bis f/5,6 ist die Schärfe über den gesamten Bildbereich super und verbessert sich auch nicht im weiteren Verlauf.
Wie bei vielen Voigtländer-Objektiven ist die Vignette bei Offenblende deutlich sichtbar. Dies stört mich im Normalfall nicht, lediglich bei Landschafts- und Architektur aufnahmen, die von links bis rechts gleich belichtet sein sollen, muss abgeblendet werden. Allen Astrophotographen würde ich daher auch eher zum Sony GM 24 mm f/1.4 raten.
Fazit
Alles in allem ist das Voigtländer 21 mm f/1.4 ein sehr gutes Weitwinkelobjektiv. Die Voigtländer-typische Handhabung sucht seinesgleichen und die Bildqualität ist schon bei Offenblende, zumindest in der Bildmitte, hervorragend. Die Offenblende und die Vignette in Verbindung mit den Voigtländer-Farben sorgen für einen coolen organischen Bildlook. Wer es etwas neutraler mag, der muss einfach abblenden. Für reine Architektur- und Landschaftsfotografen, denen es auf einen neutralen und cleanen Bildlook ankommt, sollten sich auch mal andere Objektive (z.B. von ZEISS) anschauen. Mir persönlich gefallen die „atmosphärisch dichten“ Bildergebnisse sehr gut.
Schade ist nur, dass wieder mal an keine Gummilippe am Bajonett oder sonstige Schutzvorkehrungen gegen das Eindringen von Staub oder Wasser gedacht wurde. Dieses Manko schmälert aber nicht die positiven Eindrücke des Objektives, sorgt aber dafür, dass man immer eine Duschhaube dabeihaben sollte, um im Regenfall das Voigtländer zu schützen. Unterm Strich gebe ich dem Objektiv das Prädikat „EMPFEHLENSWERT“. Schaut es Euch mal an, wenn Ihr auf der Suche nach einem Weitwinkel für Eure Sony a7 und Co. seid und habt keine Angst vor dem manuellen Fokussieren. Es macht Spaß!
/ Steffen Hampe