Voigtländer 110 mm f/2,5 Macro APO-LANTHAR für Sony E-Mount
Ich habe in der letzte Zeit mit allen neueren Voigtländer-Objektiven fotografiert. Das 21 mm, 40 mm und 65 mm haben mich von der Handhabung und Bildqualität so überzeugt, dass ich mit Freude auf das Voigtländer 110 mm Testexemplar von Ringfoto gewartet habe. Hinsichtlich Auflösung, Kontrast und Aberrationskorrektur hatte das Voigtländer 110 mm ziemlich große Fußstapfen zu füllen. Konnte es meine Erwartung erfüllen? In einem Wort “ja”. Viel Spaß beim Lesen.
Die technischen Daten
- Brennweite 110 mm
- Lichtstärke f/2,5
- Kleinste Blende f/22
- Optischer Aufbau 14 Linsen in 12 Gruppen
- Bildwinkel 22,6°
- Blendenlamellen 10
- Naheinstellgrenze 0,35 m
- Größter Abbildungsmaßstab 1:1
- Anschluss E-Mount (Übertragung der Exif -Daten, manueller Fokus-Assistent)
- Gewicht 771 g
- Filtergröße Durchmesser 58 mm
Der äußere Eindruck
Das 110 mm f/2,5 Macro APO-LANTHAR ist genauso hochwertig verarbeitet, wie die restlichen E-Mount Objektive von Voigtländer. Die Optik ist aus matt-schwarzem Metall und wirkt robust und ist dabei in der Handhabung schön griffig. Insbesondere der Fokusring ist ausreichend groß dimensioniert, gut strukturiert und somit einfach zu ertasten. Der Fokus ist samtig weich, wenngleich man ein recht langen “Fokus-Throw” hat. Das ist insbesondere in der Macro-Fotografie von Nöten, da der Schärfebereich in der Nahdistanz nur wenige Millimeter beträgt (auch bei geschlossener Blende). Der Drehwinkel des Fokusrings beträgt ca. 1 1/4 Umdrehungen, was eine hochpräzise Kontrolle des Schärfebereiches ermöglicht. Die Fokus-Skala ist eingraviert und zusätzlich eingefärbt.
Durch die Kontakte am Bajonettanschluss ist das Voigtländer Macro zu 100% kompatibel mit Sony‘s Fokus-Peaking. Beim Fokussieren fährt der Tubus, wie der beim Voigtländer 65 mm auch, aus. Da die Gegenlichtblende recht groß ist, habe ich diese während meiner Testphase kaum genutzt. Ein nettes Detail ist der zusätzlich mitgelieferte Objektivdeckel für die Gegenlichtblende.
Mit seinen 770 g ist das Voigtländer 110 mm APO-Lanthar zwar kein Leichtgewicht, aber ich empfand das Objektiv nur wenn es ganz ausgefahren war, als etwas kopflastig. Da ich aber ein L-Bracket an meiner Sony habe, war die Handhabung noch absolut in Ordnung. Eine kurze Anmerkung: Ich bin der Meinung, dass Sony mal etwas an der Ergonomie der Alpha Serie arbeiten sollte. Wahrscheinlich seid Ihr da gleicher Meinung…
Die Bildqualität
Auf der deutschen Webseite von Voigtländer wird das Objektiv mit “Detail Spezialist” beworben. Meine Erfahrungen können diesen “Slogan” bestätigen. Man kommt mit dem Objektiv durch die 1/1 Abbildung sehr nah an das Motiv heran. Zudem gehört die Schärfeleistung zum Besten, was ich bislang gesehen habe. Der Flaschenhals der Bildqualität ist definitiv der Sensor meiner Sony Alpha 7 III und nicht das Voigtländer 110 mm. Ich bin mir sicher, dass die Bildqualität an Sony’s super hochauflösenden “r”-Kameras noch mehr zur Geltung kommt. Die drei Fotos unten habe ich so beschnitten, dass Ihr Euch starke Crops anschauen könnt. Die Abbildungsleistung übersteigt bei Weitem die Detailschärfe des menschlichen Auges. Die Fotos sind so scharf, dass man ohne Probleme Farbpigmente von Drucken, die Fasern eines Dochtes oder die Struktur von Papierseiten sehen kann. Bei f/2.5 ist nicht nur die Bildmitte scharf, sondern auch die Bildränder. Die besten Resultate erhält man m.E. zwischen f/5.6 und f/8. Selbst bei f/22 ist das Voigtländer 110 mm APO-Lanthar noch ein hervorragender Performer.
Die 10 Blendenlamellen sorgen für ein schön ausgeprägtes und harmonisches Bokeh. Mit einer Brennweite von 110 mm hängt das Voigtländer zwischen den typischen Portraitbrennweiten von 85 mm und 135 mm. Das Voigtländer APO-Lanthar eignet sich mit seiner Brennweite und dem schön runden Bokeh also auch für Portraitaufnahmen. Chromatische Aberrationen habe ich nicht finden können, dafür aber eine sichtbare Vignette bei Offenblende. Wer meine vorangegangenen Erfahrungsberichte gelesen hat, wird aber schon wissen, dass mich das nicht stört. Bei Blende f/5.6 ist die Vignette so gut wie verschwunden.
Fazit
Wer auf der Suche nach einem Macro-Objektiv für Sony’s E-Bajonett ist, der sollte in jedem Fall das Voigtländer 110 mm APO-Lanthar in die engere Auswahl nehmen. Die Abbildungsleistung ist einfach großartig. Mir hat die Testphase mit dem Objektiv großen Spaß gemacht, da ich immer auf der Suche nach neuen Überraschungen war. Wenn man in eine gelungene Aufnahme in Lightroom reingezoomt hat, war das Erlebnis perfekt. Mit dem Objektiv konnte ich Details und materielle Strukturen festhalten, die ich vorher nicht erahnt hätte. Das Schöne an der Macro-Fotografie ist die Möglichkeit im häuslichen Umfeld auf Foto-Safari zu gehen. Dabei kann man selbst an verregneten Wintertagen kreativ fotografieren.
Das Objektiv ist aus meiner Sicht absolut empfehlenswert und eignet sich nicht nur für Nahaufnahmen, sondern auch für Portraits. Bei Letzterem muss man je nach Model die Schärfe in Lightroom etwas herunterfahren, da sonst das Objektiv wirklich jede Hautunreinheit aufdeckt.
Voigtländer hat es wieder mal geschafft ein optisch und mechanisch hervorragendes Objektiv zu entwickeln. Die aktuellen Objektive haben aus meiner Sicht einen echten Mehrwert für das E-System von Sony und sind Grund genug für mich Sony die Stange zu halten. Ich bin gespannt, was in den nächsten Jahren noch so von Voigtländer zu sehen ist.